Momente, die einen besonderen Effekt haben sollen, brauchen etwas Besonderes. Sie müssen uns etwas zeigen, was wir sonst nicht sehen. Noch besser ist es, wenn sie uns etwas fühlen lassen, was andere Bilder uns sonst nicht an Gefühlen vermitteln können.
Haben Sie dafür schon einmal Schwarz-Weiß-Fotografie versucht?
Die farblose Kunst
Das Arbeiten mit dieser Art der Fotografie ist, allein von der technischen Arbeit, nicht zu unterscheiden von Farbfotografie. Eine besonders aufrichtige, lohnend andere Art mit der Kamera umzugehen kann es also nicht sein.
Was also können uns die verschiedenen Graustufen geben, das die Farbe uns missen lässt?
Durch den Entzug der Farbe wird dem Betrachter weniger Möglichkeit gegeben, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf die Aufnahme, den Moment selber. Hier wird eine Situation, ein Augenblick, eine Person in einem so ungewöhnlichem Licht gezeigt, dass wir als Betrachter quasi dazu gezwungen sind, dieses Bild völlig neu wahrzunehmen. Und was wir einmal richtig wahrgenommen haben, verführt uns leicht dazu, etwas dafür zu empfinden und darüber nachzudenken. Es wirkt inspirierend.
Mitinbegriffen in diesen Gedankengang ist die Tatsache, dass wir sonst zu jeder alltäglichen Situation in unserem Leben Farben geliefert bekommen. Gerade mit den vielen technischen Bildschirmen, die uns ständig umgeben, führen leuchtende Farbe beinahe zu einer Reizüberflutung. Ein klassisches, schlichtes Foto, das mit lediglich drei Helligkeiten überzeugen muss, scheint eine willkommene Abwechslung.
Eine Sache, die man häufig auch im Kunstunterricht zu hören bekommt, ist die Bedeutung, die von einzelnen Farben ausgeht. Purpur steht für den Adel, Gelb für Neid, Rot für die Liebe oder Macht. Bei der künstlerischen Arbeit ohne eine solche Vorhersage des eigentlichen Bildes wird der Betrachter dazu eingeladen, selber einmal seinen Verstand arbeiten zu lassen. Es lässt Platz für Interpretation. Damit ist es unter Umständen mehr Menschen möglich, dass sie einen Eindruck gewinnen, mit dem sie sich identifizieren können. Ohne Beeinflussung von Farben, nur durch ihr eigenes Verständnis von Kunst.
Und nun, geben auch Sie der farblosen Fotografie eine Chance?